Anders
Du hast zwar eigentlich schon den Thread abgeschlossen mit Deiner Danksagung, Lust1961, aber ich möchte dennoch noch mal antworten.
Ich verstehe die Frage nach Vor- und Nachteil ebenfalls nicht so ganz, denn oft stellt sich die Frage gar nicht, sondern man schlittert eher in die Situation. Aber ich versuch mal, meine Gedanken, die mir über das Lesen der Antworten gekommen sind, zusammenzufassen.
Klar kann ich eine reine Zweierbeziehung im BDSM haben. Die kann auch sehr intensiv und für die beiden vollkommen sein. Soviel mal vorneweg.
Sehr häufig erlebe ich jedoch, dass Paare über ihre Fantasieausweitung anfangen auch weitere Personen in ihre Beziehung zu holen. Jetzt bleibe ich mal für den Moment ganz bei dem Plan einer reinen Spielbeziehung.
Wenn das Spiel gut, save und für alle ein Kick sein soll, dann muss ich mich im Vorfeld intensiv mit dem neuen Spieler auseinander setzen. Ich muss seine Vorlieben, seine Fantasien, seine Dislikes, No-Go's, Erfahrungen und Ängste herausfinden. In diesem Zusammenhang erfahre ich auch immer etwas über sein Leben, sein Umfeld etc. Wir lernen uns besser kennen, sehen, ob die Chemie stimmt. Sagen wir mal ja, die stimmt. Das erste Band ist geknüpft.
Dann gibt es eine erste Spiel Session. Die ist toll, weil jeder so intensiv auf die anderen beiden geachtet hat. Das zweite Band wird geknüpft.
Weil es so toll war, wollen alle weiter machen und planen bereits die nächste Session. Dazwischen werden immer wieder intensive Emails mit Fantasien, aber auch Geschichten aus dem täglichen Leben ausgetauscht.
Und boom, plötzlich wird sich der erste des Trios bewusst, dass er mehr drin hängt als geplant war. Das entsteht einfach aus der Intensität der Dinge, die wir da tun, der Tiefe des Vertrauens, das wir uns gegenseitig schenken, der Verbundenheit, die wir durch die gemeinsamen Vorlieben teilen.
Jetzt kann man sagen, dass das nicht unbedingt Liebe ist, sondern vielleicht Verliebtheit, Projektion oder irgendeine andere Verkennung. Dennoch sind es oft sehr intensive Gefühle, die zumindest als Liebe interpretiert werden. Und ja, da kann es schnell kompliziert und komplex werden. Aber war das eine bewusste Entscheidung, ob das jetzt vorteilhaft oder nachteilhaft ist? Bestimmt nicht. Vielleicht war da vor der ersten Einladung so ein kleiner Gedanke im Hinterkopf, dass so was passieren könnte. Aber der wurde in der Gier nach Befriedigung der neuesten Fantasie geflissentlich übersehen oder zur Seite geschoben. (ich übertreibe hier bewusst ein bisschen, um es anschaulicher zu machen).
Was da hilft? Meiner Erfahrung nach nur Vorsicht bzw. Achtsamkeit im Prozess und Reden, Reden, Reden... mit allen im System!
Deine Frage war aber, OB es von Vor- oder Nachteil ist. Sagen wir mal so...für alle, die sich zutrauen mit der Komplexität solcher Konstellationen zurecht zu kommen und auch mit dem Feedback der Außenwelt gut klar zu kommen, dem kann ich nur so eine Art Beziehung wünschen.
Wer es lieber einfach und überschaulich mag, dafür aber bereit ist (unter Umständen auch größere) Abstriche zu machen, der lässt vielleicht besser die Finger davon.